So ganz spurlos geht die Finanzkrise natürlich an Rhodos nicht vorbei. Unruhen wie in Athen blieben zwar bisher aus, friedliche Demonstrationen beim Mandraki gab es die letzten Tage allerdings auch hier.
Ich will mal den Grundtenor zusammenfassen, den einige Griechen zur Krise von sich geben. Natürlich kann ich nur ein paar Meinungen von Freunden, Bekannten oder zufälligen Gesprächspartnern widergeben, ohne dass diese repräsentativ sind. Nachfolgendes wird auch nur eine kurze Zusammenfassung auf mehr oder weniger Stammtischniveau sein, denn eine differenzierte Sichtweise gab keine der Diskussionen her.
Also: Schuld an der Krise haben fast ausschließlich die griechischen Politiker. Sprich die Politikerdynastien und deren Gefolge, die seit Jahrzehnten das Land beherrschen. Hätten sie sich doch über Jahre die Taschen vollgestopft. Mag ja was Wahres dran sein, nur hat die Finanzkrise doch etwas komplexere Ursachen. Diese werden aber aus Bildungsfernheit oder Desinteresse an Informationen nicht gesehen. Auf die Frage, ob nicht u. a. der einzelne Bürger mit dem Volkssport Steuerhinterziehung mit Schuld an der Krise trägt, wird man nur böse angeschaut und bekommt zur Antwort, “warum sollen wir jetzt was an den Staat zahlen, die da oben stecken doch eh wieder alles ein”. Das Verständnis, dass der Staat nicht die Politiker sondern alle Bürger eines Landes sind, hat sich noch nicht durchgesetzt.
Grundsätzlich tragen dann natürlich weiter alle anderen Schuld an der Krise, nur nicht Griechenland selbst. Da beklagt man, dass die Industrienationen hier nie investiert und Arbeitsplätze geschaffen hätten (ich könnte schon sagen warum, aber das ist eine andere Geschichte), da sind die Rating-Agenturen, der Papst, Tschernobyl … schuld.
Gut, die Entstehung der Krise kennen wir jetzt, wie soll sie nun bewältigt werden? “Die Politikerdynastien müssen weg”. Weitere Vorschläge, das Schweigen im Walde. Wie man die Staatsverschuldung in den Griff bekommt und wie man gedenkt die Schulden wieder zurückzubezahlen, keine Antworten. Statt dessen Geschimpfe auf die böse Troika (IWF, EU, EZB) und allen Bösewichtern voran die Merkel, da sie sich erdreistet Kredite und Bürgschaften nicht einfach durchzuwinken, sondern auch Forderungen stellt. Will doch die Troika glatt Privatisierungen, Verkauf von Staatseigentum und verlangt, dass die Steuern erhöht und diese auch eingetrieben werden. Welch eine Unverschämtheit. Es beißt sich da allerdings der Hund in den Schwanz. Troika böse, Kredite und Bürgschaften von ihr aber gut.
Eine Lösung der Krise wird auch noch oft favorisiert. Die Drachme muss wieder her, dann sind alle Probleme gelöst. Spätestens dann sagt der deutsche Diskutant “jammas” und spricht lieber übers Wetter.
Wie es weiter geht, wird sich zeigen. Aber ganz gleich welches der vielen Szenarien die Politiker und Medien heraufbeschwören eintreten wird, akzeptiert wird in der Bevölkerung keines werden. Ein wir-Gefühl mit “packen wir es gemeinsam an” gibt es hier nicht. Vielleicht sollte man ihnen mal den Spruch von John F. Kennedy tausendmal schreiben lassen “Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!”