Montag, 19. September 2011

Frieren ist angesagt

Einer von 15 geforderten Punkten der Troika zur Erlangung der nächsten Tranche des Hilfskredites besagt:
”Erlass von Ministerialbeschlüssen zur Angleichung der Besteuerung des Heizöls an die des Dieselkraftstoffs.”
Quelle: Griechenland-Blog

Da wird bei sehr vielen Familien fernsehen in 3 Pullovern angesagt sein.

Tut mir leid, aber im Moment kann ich wirklich keine Berichte, “ach wie schön ist Rhodos” abgeben. Gespräche mit Griechen beginnen immer mit dem Wort “Merkel” … ich kann’s nicht mehr hören … und jeden Tag flattern selbst uns Residenten andere finanzielle Belastungen auf den Tisch.

Samstag, 17. September 2011

Absurdistan

In Kolymbia wurden wegen finanzieller Differenzen zwischen Eigentümer und Mieter des Hotels Marathon, von Gerichtsvollzieher und Polizei 220 Touristen aus dem Hotel geschmissen und dieses beschlagnahmt.

Die Volksseele kocht hoch, da alle Haus- und Wohnungseigentümer und natürlich auch alle Eigentümer von Gewerbegebäuden eine auf 2 Jahre begrenzte Sondersteuer zu bezahlen haben. Diese bewegt sich je nach Lage zwischen 0,50 und 20 EUR pro qm. Zum Steuereintreiber wurde die DEI erkoren, d. h. die Steuer kommt mit der Stromrechnung. Wer nicht bezahlt, dem wird der Strom abgedreht. Für 2011 wird die Steuer in 2 Raten fällig. Eine Hälfte mit der Stromrechnung ab Oktober, die andere Hälfte mit der Januarrechnung. Für 2012 ist die Abgabe in 4 Raten zu entrichten. In unserer Gegend haben wir 4 EUR/qm zu berappen.
Diese Maßnahme soll pro Jahr 2 Milliarden EUR in die Staatskasse spülen.

Nachtrag:
Hier kann man seine Abgabe berechnen lassen und hier ist die Stromrechnung auf Deutsch erklärt.

Endlich wieder da

Kurze Neuigkeiten.

fritzi_b_03Unser Fritzi ist seit ca. 3 Wochen verschwunden. Wir vermuten er ist gestorben. Trotzdem dass der Tierarzt nie was feststellen konnte, war er u. E. nicht ganz gesund. Eine andere Heimat hätte der sich freiwillig nie gesucht. Die Katzen wurden von den Nachbarn gefüttert. Alle anderen sind noch da. Nur eben unser lustiger Fritzi nicht.

Auf der Rodou-Lindou zwischen Faliraki und Afandou brennt jetzt Licht.

Der Garten und das Haus wurde vom Nachbarn super gepflegt. Mit den Bananen (mittlerweile 3 Stauden) kann ich in ein paar Wochen auf den Laikí gehen.

Das Wetter ist sommerlich. Nachts so 25 Grad, Tagsüber noch gut über 30 Grad.

Samstag, 10. September 2011

Steuersünder

Nachdem ich erst in ein paar Tagen wieder auf der Insel bin, um mich dort wieder des Lebens erfreuen zu können, lese ich viel über den Zustand meines Gastlandes. So tragisch es ist, heute konnte ich nicht anders als schmunzeln, was soll man noch anderes machen.
Der griechische Staat hat jetzt eine Liste der größten Steuersünder veröffentlicht. Also von all denen, die mehr als 150.000 EUR Verbindlichkeiten gegenüber dem Staat haben. Die Summe der Verbindlichkeiten macht mehr als 30 Milliarden EUR aus, wovon allerdings nur mehr 3 Milliarden als eintreibbar gelten, da die Unternehmen entweder selbst pleite oder Staatsunternehmen sind.
Spaßeshalber bin ich die Liste mal durchgegangen und habe nach ΡΟΔΟΣ gesucht. Selbstverständlich bleibt es nicht aus, dass man einige Unternehmen kennt. Und bei manchen bin ich dann echt ins Schmunzeln geraten, weil ich mir dachte, wie haben die es geschafft soviel Steuern zu hinterziehen. Da in den rhodischen Zeitungen diese Steuersünder mit den Einzelbeträgen zwar genannt werden, aber keine Summe der Verbindlichkeiten dabei steht, habe ich anhand der staatlichen Liste die Einzelbeträge mal zusammen gezählt, wobei ich nicht sagen kann, ob ich alle Beträge erfasst habe. Sie Summe lässt sich trotzdem sehen.
Ich kam auf ca. 86 Mio. EUR.
Entschuldigung. ;-) Nicht alle haben auf Rhodos eine Adresse in und um Rhodos-Stadt. Nachdem ich jetzt Excel bemüht habe, komme ich für die Insel auf
104.758.641,27 EUR
Natürlich sind da die tausende von kleinen Fischen, die in Summe wahrscheinlich obere Zahl noch toppen würden, nicht dabei.

Freitag, 9. September 2011

Streiks

Am 10. Sept. 11 wollen die Taxifahrer wieder in einen 24-stündigen Streik treten. Nächste Woche sind dann die Zöllner, Steuerbeamten und die Müllabfuhr dran.

Sonntag, 28. August 2011

Soll man lachen oder weinen?

Bei der allmorgendlichen Lektüre über die Geschehnisse in Griechenland bin ich immer weiter zu Artikeln, Kommentaren und Berichten bzgl. der Finanzkrise und deren einhergehende Auswüchse vorgedrungen.  Ich habe mit mir gehadert das Gelesene zu verlinken und ggf. einen Kommentar dazu abzugeben. Je mehr ich allerdings vorgedrungen bin, desto mehr ist in mir, sagen wir mal abgeschwächt, ein gewisser Unmut hochgestiegen.
Wer Zeit und Lust hat sich eine Lesestunde zu genehmigen, kann sich die Artikel mal durchlesen und sich seine eigene Meinung bilden.
Auslöser für mein Herumstochern im Netz war der heutige Beitrag im Griechenland-Blog mit der Überschrift “Investitionen oder Ausverkauf in Griechenland?”. Hier geht es um den angeblichen Ausverkauf des “nationalen Reichtums” an Investoren der Gläubigerländer. Speziell wird hier der Elektrizitätsversorger DEI genannt. Wie man dieses technisch marode Gebilde als nationalen Reichtum bezeichnen kann, entzieht sich allerdings meinem Verständnis. In einem Artikel, dessen Quelle mir leider entfallen ist, las ich, dass lange vor der Finanzkrise RWE an einer Beteiligung an der DEI interessiert gewesen wäre. Der Delegation von RWE wurde seinerzeit das modernste Vorzeigekraftwerk am Festland vorgeführt. Beim Anblick dieses Kraftwerks, das eher einem Schrottplatz ähnelte (so in dem Artikel), war dann für RWE die Beteiligung an DEI vom Tisch. Dieser “Reichtum” würde für den Investor eher ein Fass ohne Boden als eine lohnende Investition bedeuten.
Aber widmen wir uns wieder dem genannten Beitrag. Interessant ist vor allen Dingen der vom Griechenland-Blog übersetzte Kommentar des Chefredakteurs der Zeitung “Vradyni” Herrn Panos Kolokotronis. Dieser Herr wird uns mit seinen kruden, vor Nationalstolz triefenden Ergüssen noch öfter begegnen.
Konträr zu Vorstehendem sticht einem dann folgende Überschrift ins Auge “Griechenland hofft auf Investitionen aus Deutschland”. Ja wie hättet ihrs denn gerne liebe Griechen?
Weitergeklickt passt dann dieses recht gut “Die internationale Erniedrigung Griechenlands” und “Zeitzeichen – Griechenland wird aufgeteilt”. Auch hier besonders interessant die Meinung unseres Herrn Kolokotronis. Wirklich interessant sind allerdings die Leserkommentare hierzu. Und hier wird es noch besser “Griechenland-Krise, Faschismus und moderner Totalitarismus”. Wieder ein Kommentar aus der Zeitung “Vradyni”.
Was mich aber dazu brachte diese Stoffsammlung online zu stellen, ist mein Unmut über die Anmaßung der griechischen Justiz Mitarbeiter des FOKUS wegen dem Artikel “Betrüger in der Euro-Familie” und dem zugehörigen Titelbild bei dem die Aphrodite von Milos den Stinkefinger zeigt, zu verklagen. Gut, das Titelbild hat auch mir nicht gefallen und Populismus auf beiden Seiten passt nicht zum Ernst der Lage. Dass sich aber die griechische Justiz anschickt die Pressefreiheit in Deutschland in Frage zu stellen, finde ich schon ein starkes Stück. Der Prozess ist allerdings erneut vertagt worden.
Im Gegensatz zum “harmlosen” Stinkefinger machen mir andere Auswüchse in Griechenland mehr Sorgen. Dort wird mittlerweile unverhohlen das europäische Sternenbanner auf Demos in der Mitte mit einem Hakenkreuz versehen, an die deutsche Botschaft in Athen wird ein Hakenkreuz geschmiert und Merkel wird als Nazi bezeichnet. Wo bleibt bitte da die griechische Gerichtsbarkeit? Denn das Auspacken der Nazikeule hat doch eine etwas andere Qualität als ein gezeichneter Stinkefinger an einer einarmigen alten Statue. Hierzu in der “Welt-Online” “Die Deutschen saugen unser Blut aus”.
Über was stolpert man dann noch alles? Pfründe sichern, Pfründe sichern! “Griechische Kirche protestiert gegen Besteuerung ihrer Immobilien”,  “Taxi-Streik”, “Anwälte in Griechenland streiken gegen Liberalisierung des Berufsstands” – hier kam mir besonders der letzte Absatz sehr bekannt vor.
Fazit: Um natürlich, wie als Deutscher gewohnt, politisch korrekt zu bleiben, spiegeln die verlinkten Artikel, Kommentare und Verhaltensweisen nicht die Meinung des ganzen griechischen Volkes wider. So oder so ähnlich sind die Meinungen aber auch schon persönlich an meine Ohren gedrungen. Der Grieche als Individuum sieht sich auf jeden Fall an der ganzen Misere unschuldig. Was mir allerdings ernsthafte Sorgen bereitet ist, dass durch den übertriebenen Nationalstolz fast aller Griechen, für alles, von der Korruption bis zur Umweltverschmutzung, von der Vetternwirtschaft bis eben zur Finanzkrise irgendein anderes Land verantwortlich zeichnet nur nicht Griechenland selbst. Solange sich dieses Gedankengut nicht ändert, wird sich nichts im Land ändern, aber rein gar nichts.
Aber - “Ti na kanoume?”

Mittwoch, 24. August 2011

Nicht gerade beruhigend

Laut einem Beitrag im Griechenland-Blog ist die Kriminalität in Griechenland in den letzten 5 Jahren um 100 % gestiegen, hat sich also verdoppelt. In dem Bericht wird zwar hauptsächlich auf Gebiete am Festland hingewiesen, wenn ich mir allerdings die Berichte in den rhodischen Medien so ansehe, sieht es hier nicht anders aus. Und wenn einem selbst das Haus schon ausgeräumt wurde, und wenn fast jeder Bekannte von einem Eigentumsdelikt, das ihn selbst betroffen hat, berichten kann, glaube ich das unbesehen. 

Montag, 22. August 2011

Ein harter Winter steht an

Wie zu lesen ist, mussten in den letzten 18 Monaten auf Rhodos 2.148 Unternehmen ihre Tore schließen. Dies bezieht natürlich alle Sparten ein, von der Schreinerei bis zur Bar, von der Betonfabrik über das Schuhgeschäft, zur Taverne und zu Handwerksbetrieben und Baufirmen. Zurückzuführen ist das auf den dramatischen Rückgangs des Verbrauchs. Speziell wird bei Textilien, Schuhen und Artikeln für den Haushalt gespart.
Quelle: Rodiaki
Bemerkenswert finde ich allerdings, dass nicht mal ein, ja man kann sagen exorbitanter Anstieg des Touristenaufkommens im Jahr 2011, die Abwärtsspirale etwas aufhalten konnte. Aber dem spielt wahrscheinlich die sinkende Qualität der Touristen und das fast ausschließlich praktizierte All-inclusive-Angebot in der Hotelerie entgegen.