Von einigen Residenten höre ich in persönlichen Gesprächen und in Beiträgen im Internet, wie teuer doch alles in Griechenland wäre. Wenn man das auf die einheimische Bevölkerung und deren Einkommensverhältnisse projiziert oder als Ausländer sein Geld hier verdienen muss, mag das in Teilen richtig sein. Lebt man hier aber von deutschem Einkommen, der deutschen Rente oder anderweitigem Vermögen, muss ich diese Behauptung zurückweisen.
Und da ich heute in den Weiten des Netzes wieder mal auf Gejammere von Residenten gestoßen bin und mich dann an Gespräche dbzgl. erinnerte, möchte ich mal ein paar Vergleiche anstellen.
Stromkosten:
Wie oft habe ich gehört, der Strom ist hier so teuer?
Tatsache ist, kostet die Kilowattstunde in Deutschland regional- und anbieterabhängig um die 0,25 EUR, so liegt der Preis hier (bei Tag- Nachtstromtarif Γ1Ν) am Tag bei 0,0946 EUR und in der Nacht bei 0,0661 EUR. Plus 13 % Mwst. Der Nachstromtarif gilt übrigens auch zu bestimmten Zeiten am Nachmittag.
Somit kostet hier die kW/h in der Nacht so viel, was in Deutschland alleine die EEG-Umlage ausmacht.
Lebensmittel:
Ich will nicht die großen deutschen Discouter mit dem Tante-Emma-Laden vergleichen, sondern hier wie da lokale Supermärkte, Bäcker, Metzger, Obst-Gemüsegeschäfte ... betrachten. Wobei ich sagen muss, dass der deutsche Discounter hier in manchen Dingen teurer ist als einheimische Supermärkte.
Bei Obst und Gemüse, nach Saison gekauft - so wie es sein sollte - sehe ich hier die Preise bei der Hälfte zu Deutschland. Manches sogar noch wesentlich darunter. Und der größte Vorteil es schmeckt nach was.
Käse ist hier extrem günstig. Selbst ausländischer Käse von Holland bis Italien, unschlagbar. Zur Zeit in unserem Supermarkt z. B. Maasdamer 4,75 EUR das Kilo oder Hartkäse Rigatello zu 7,68 EUR.
Fleisch beim Metzger dürfte bei etwa der Hälfte des Preises wie in Deutschland liegen. Je nach Stück auch noch günstiger.
Was ich hier für ein ganzes Brot bezahle, bezahle ich in München für eine Breze. Wobei es allerdings so ist, dass, obwohl die Griechen große Brotesser sind, es stark an Auswahl mangelt und geschmacklich alles kein Highlight ist.
Über andere Lebensmittel von Mehl bis Nudeln, von Reis bis Hülsenfrüchten kann ich nichts sagen, da es mir schlichtweg egal ist, ob das irgendwo 10 oder 20 Cent mehr oder weniger kostet.
Dinge des nicht täglichen Bedarfs:
Medikamente - einige Spezialmedikamente mögen die Ausnahme bilden - sind zum Teil bis zu 70 % günstiger.
Baumarktartikel teilweise so günstig, dass ich schon gar nicht mehr nach dem Preis frage. Brauche ich mal 5 Schrauben lose aus der Schachtel, werde ich an der Kasse weitergeschickt. In D muss ich 10 Stück in der schmucken Plastikbox zu 3,75 EUR kaufen.
Dienstleistungen:
Von hiesigen "Stundenlöhnen" für Handwerker träume ich in Deutschland. Kein Handwerker - und hat er 50 km Anfahrt - berechnet diese. Von Kosten für Werkstattwagen (sprich dem Kleintransporter mit Werkzeug drin) und Baustelleneinrichtung (der Installateur schleppt sein Werkzeug an) bleiben wir hier ebenfalls verschont.
Dass einem z. B. eine Stehlampe, die nicht ins Auto passt, kostenlos über 20 km geliefert wird, das nur mal so nebenher.
Was ist teurer?
Milchprodukte (außer Käse). Getränke aller Art, von Softdrinks bis zum Bier.
Frischer Fisch ist nicht gerade günstig. Das ist aber nicht nur in Griechenland so. Und je größer der Fisch desto höher der Kilopreis. Farmfisch oder gefrorener Fisch ist aber günstig erhältlich.
Habe mir sagen lassen Kosmetika, Duschgels, Shampoo, Sonnencreme udgl. sollen hier teurer sein. Fällt m. E. aber nicht ins Gewicht, da dieses nicht zum täglichen Bedarf zählt. Alle paar Wochen dafür mal ein paar Euro mehr hinzulegen, dürfte kein Budget sprengen.
Sprit und KFZ-Steuer sind wesentlich höher.
Der Damenfriseur langt hier genau so hin wie in Deutschland. Darüber habe ich aber von der holden Weiblichkeit noch nie eine Beschwerde gehört. ;-)
Mein Fazit:
Will man hier als Ausländer günstig leben, ist es durchaus praktikabel. Deutsche Einkommensverhältnisse vorausgesetzt!
An die ausgewanderten Jammerer:
Wann wart ihr zum letzten Mal in Deutschland, um Vergleiche anstellen zu können?
Wenn es hier nicht reicht, reicht es in Deutschland schon gar nicht mehr.
An die Touristen:
Glaubt nicht alles, was euch erzählt wird. Jammern gehört zum Geschäft.